Deswegen kosten meine Behelfsmasken mehr als den berühmten symbolischen Betrag.
Am 24.3.2020 habe ich begonnen, Masken zu nähen; zu diesem Zeitpunkt war noch keine Maskenpflicht im Gespräch. Ich wollte einfach nur etwas tun. Helfen. Irgendwas.
Seitdem habe ich mehr als 350 Masken genäht und verteilt – zuerst in der Nachbarschaft und im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis. Und davon über 120 Stück für Senioren- und Pflegeheime.
Bisher habe ich nichts dafür verlangt, aber oft etwas bekommen: Stoffspenden (Baumwollbettwäsche und -tischdecken eignen sich super!) oder Gummilitze (die ist die neue Hefe und wertvoller als Klopapier – auch online längst ausverkauft, nur noch in Omis Nähkörbchen zu bekommen), eine Flasche Olivenöl, Schokolade.
Und dann doch: Geld. Dabei wollte ich doch nichts verdienen an einem Produkt, das einfach nötig ist und von dem ich ja will, dass es jeder benutzt – wie kann ich mich dann dafür bezahlen lassen?
14 Tage ging das gut, ich war dank der Schulschließung ohnehin daheim und ich hatte keine anderen Aufträge. Ich bin nämlich selbständig. Ich bekomme kein Kurzarbeitergeld, keine Lohnersatzzahlung, gar nichts. Wenn ich nicht für Geld arbeite, kommt auch kein Geld rein.
Es kommen aber auch weiter keine Aufträge meines eigentlichen Geschäfts (Grafik- und Stoffdesign) rein. Von irgendwas müssen wir aber leben und warum sollte ich Staatshilfen beantragen, wenn ich Geld verdienen kann?
Bevor Ihr schreit „Andere machen das umsonst! Alles über 3€ ist Wucher!“, denkt bitte daran: ich versteuere mein Einkommen, im Gegensatz zu manchen Onlinehändlern. Bei meinen Preisen ist leider 19% Mehrwertsteuer drin. Und auch wenn mir einiges Material gespendet wird, so habe ich dennoch Kosten: Garn, Nadeln, Strom – und in ein paar Wochen brauchen meine Haushaltsnähmaschinen sicher auch wieder einen Service, der gerne dreistellig kostet.
Das hier wird (hoffentlich nur) ein paar Wochen laufen. Ich werde pro Tag nur eine maximale Menge von ca. 30 Masken schaffen und verkaufen können (incl. Solidaritätsmasken). Das ist kein skalierbares Geschäftsmodell, ich mache das nur solange ich Nähen und Abwicklung alleine schaffe. Und ich werde bestimmt nicht reich davon.
Und ja, sicher, andere machen andere Masken. Das ist toll! Wir brauchen jede Menge! Ich habe für mich dieses Modell entwickelt, das nicht wenig Arbeit macht:
– Zuschnitt von Stoff und Gummi
– Nähen der Halbmasken und Nasenbügel-Laschen
– Zusammennähen zweier Lagen mit Einlage der Laschen
– Wenden
– Absteppen der fertigen Maske
– Festnähen der Lasche
– Büroklammer einschieben, verpacken
Das kostet alles Zeit. Dafür ist die Maske doppellagig, muss nach dem Waschen nicht gebügelt werden und sie hält lange.
Update: am 20.4.2020 habe ich alle Einzelpreise um 1€ (84ct ohne MWSt.) erhöht. Das habe ich nicht deshalb gemacht, weil ich den Hals nicht voll bekomme – sondern weil ich vollkommen unterschätzt hatte, wieviel Aufwand die Kommunikation und die Buchhaltung darstellt. Ich sitze ja jetzt den halben Tag am Rechner statt an der Nähmaschine!
Alle vorher eingegangenen Bestellungen werden selbstverständlich zum alten Preis bearbeitet.